Der dicke Psychiater

Visite mit dem Chefarzt: Patientin mit Depressionen und Schmerzstörung liegt zusammengekrümmt im Bett und stöhnt. Fragen des Chefarztes beantwortet sie nur mit einem leisen Wimmern. Weder Aufsitzen noch Aufschauen noch irgendwas ist möglich. Der kleine Zug mit Chef, Oberärzten, Assis u. Pflege bewegt sich aus dem Zimmer. Vor dem Zimmer kurzes Resümee. Plötzlich geht die Zimmertüre wieder auf, die Schmerzpatientin kommt raus. Erschrickt kurz als sie uns da stehen sieht. Fällt dann in sich zusammen und humpelt stöhnend an uns vorbei zur Toilette.

Borderlinerin: "Ich möchte sofort austreten, mit meinem Freund eine Wohnung nehmen und dann ein Kind kriegen!"

Dicker Psychiater: "Hmm. Dann müssen sie aber zuerst mehr ihre Skills anwenden, sich nicht mehr jeden Tag schneiden und sich nicht bei jeden Ausgang ins Koma saufen. Vielleicht beginnen wir mit einem halben Tag Ergotherapie?"

B: "Will ich nicht. Wenn ich ich die Ergo muss, muss ich mich sicher wieder scheiden!"

DP: "Was schlagen sie dann vor?"

B: "Habe ich ihnen schon gesagt: Ich möchte sofort austreten, mit meinem Freund eine Wohnung nehmen und dann ein Kind kriegen!"

Es irritiert mich immer wieder dass Kollegen von mir bei der Visite im Gespräch aufs Bett des Patienten sitzen. OK - Stehend auf den Patienten runterschauen ist auch nicht gerade nett aber Quatschen an der Bettkante????? Ein no-no-no-no-no-no-no-no-no-go!

Narzißmus und Macht: Zur Psychoanalyse seelischer Störungen in der Politik von Hans-Jürgen Wirth ist auch für ansonsten nicht psychologisch angkränkelten Zeitgenossen ans Herz gelegt. Ich fürchte, ich kann jetzt gerade nichts intelligentes dazu schreiben: am besten bei Amazon ein paar Besprechungen lesen.